Anklam – Mancher mag an gesetzte und vor allem professionelle Musikerinnen und Musiker gedacht haben, als er vorgestern in Stolpe bei Anklam ein Konzert der Deutschen Streicherphilharmonie besuchte. Die Überraschung dürfte groß gewesen sein. Was sich da in erheblicher Anzahl erst auf sommerlichem Rasen, dann aber auf der Bühne tummelte, lag im Alter zwischen 11und 19 Jahren und hatte sich als Klangkörper bereits 1973 als Rundfunk-Musikschulorchester in der DDR gegründet – schön, dass man das im Programmheft erwähnte. Heute ist das Ensemble als Vereinigung der besten Musikschul- Streichinstrumentalisten das jüngste deutsche Spitzenorchester. Die außergewöhnlichen künstlerischen Qualitäten verdankt es seinem langjährigen Chef Michael Sanderling.
Unter solchen Aspekten gewann das Programm eine besondere Prägung. Erstaunlich schon der Auftakt mit Mendelssohns einsätziger, im Alter von 14 Jahren geschriebener und schon sehr charakteristischer Jugend-Streichersinfonie Nr. 10 h-Moll, in der blitzsaubere Technik, viel Sensibilität fürs Dynamische und flotter musikantischer Schwung zu den herausragenden Tugenden eines sichtlich motivierten und hörbar inspirierten Musizierens zählten.
Die Krönung aber war das Finale mit Dvoráks E-Dur-Serenade op. 22. Selten hat man dieses sehr bekannte und schnell mal populistisch "böhmisch" arrangierte Werk so differenziert erlebt! Fast schon schien seine durchaus intendierte Unterhaltsamkeit minutiöser Gestaltung "geopfert". Aber Sanderling und sein erstaunlich professionell agierendes nichtprofessionelles Orchester schafften es, genau kalkulierte Differenzierungsvielfalt und musikantische Verve so miteinander zu verbinden, dass am Schluss nur Begeisterung und Bewunderung für ein so kaum erwartetes musikalisches Ereignis blieben. Ein solches der etwas anderen Art boten zudem der künstlerische Direktor der Festspiele, Daniel Hope (Violine) und Nils Mönkemeyer (Viola) als Solisten in Max Bruchs Doppelkonzert op. 88 in der Fassung für Streichorchester: ein Lobgesang aufs ungehemmt romantisch Melodische, betörend schön und betont lustvoll gespielt, ein wahres Hörvergnügen! |
![]() Daniel Hope(Violine) |
Ekkehard Ochs